Die Zündeinstellung

Da ich immer wieder Anfragen mit dem Inhalt bekomme: "Wie stellt man am besten die Zündung ein?" hier eine Anleitung wie ich es für gewöhnlich mache.

In der Reparaturanleitung (M/IV Kap.5) steht:

Zünd-Einstellung:
Einstell-Daten: Zündzeitpunkt für Vorwärtsfahrt 4,5 - 5,5 mm und für Rückwärtsfahrt 3 - 4 mm vor oberem Totpunkt (OT). Unterbrecherhub 0,45 - 0,55 mm.

Die Zündeinstellung bzw. -überprüfung wird wie folgt vorgenommen:
Vorwärtsfahrt (Linkslauf): Unterbrecherhebel auf höchste Nockeneinstellung der Kurbelwelle bringen. In dieser Stellung müssen die Unterbrecherkontakte so eingestellt werden, daß diese 0,45-0,55 mm geöffnet sind. Anschließend den Kolben entgegen der Laufrichtung in Zündmomentstellung 4,5-5,5 mm vor OT bringen (lasst sich mittels Einstellehre 0 277 013 001 genau ermitteln). Die Unterbrecherkontakte müssen in dieser Kolbenstellung beginnen, sich zu öffnen. Ist dieses nicht der Fall, so kann der Zündzeitpunkt durch Verdrehen der Unterbrechergrundplatte entsprechend nachreguliert werden.
Rückwärtsfahrt (Rechtslauf) Wenn, wie bei Vorwärtsfahrt, der Unterbrecherhebel auf die höchste Nockenstellung der Kurbelwelle gebracht worden ist, muß, wie bei Vorwärtsfahrt, der Kontaktabstand 0,4-0,5 mm eingestellt werden. Der Zündzeitpunkt 3-4 mm vor OT stimmt in diesem Falle von selbst und darf nicht durch Verändern des Vorgeschriebenen Kontaktabstandes verstellt werden.

Das ist alles genau richtig so wie es dort steht, aber es steht dort nicht wie man es am besten bewerkstelligen soll, wenn am Motor keine Markierung für OT oder 5 mm vor OT vorhanden ist!

Daher hier meine Vorgehensweise:

  1. Als Wichtigstes ist es zuerst mal zu wissen, welcher von den beiden Kontakten derjenige für Vorwärtslauf ist.
    Ganz einfach zu merken: Hinten ist Vorne. Das soll heißen, dass der in Fahrrichtung hintere Kontakt für Vorwärtsfahrt ist und der vordere für die Rückwärtsfahrt.
    Meist kann man das auch an der Farbe des Kabels erkennen. Rot ist für Rückwärts.
    Der Motor dreht übrigends von dieser Seite aus gesehen bei Vorwärtsfahrt im Uhrzeigersinn, d.h. beim Blick auf die Kontaktplatte dreht sich natürlich diese Seite der Kurbelwellenachse rechts herum.
  2. Als nächstes legt man den 1. oder 2. Gang ein und schiebt den Roller vorwärts bis der Nocken den hinteren Kontakt auf den größten Abstand gehoben hat.
    Jetzt löst man die Schraube an diesem Kontakt und stellt mit einer 0,5 mm Abstandslehre den Kontaktabstand so ein, dass die Lehre gerade so die Kontakte berührt aber noch nicht auseinanderdrückt.
    Hinweis: bei Motoren mit hohen Laufleistung kann es vorkommen, dass der Nocken abgeschliffen ist. Da hilft dann nur noch eine elektronische Zündung. Weiterhin kommt es durch ungenügend geschmierten Nocken oft vor, dass Pertinaxplättchen des Kontaktes abgeschliffen ist. Da helfen dann nur noch neue Kontakte.
  3. Zur Einstellung des Zündzeitpunktes (4,5 - 5,5 mm vor OT) schraubt man die Zündkerze heraus und steckt in das Loch einen Bleistift (oder kleines Stöckchen) und markiert an diesem Stöckchen den oberen Totpunkt.
    1. Dann bringt man 5 mm oberhalb dieser Markierung einen 2. Strich an und schiebt dem Roller soweit zurück und dann wieder vor, bis der Kolben genau an diesem 2. Strich steht. Hier soll der Funke erzeugt werden.
    2. Jetzt löst man die 2 Schrauben an der Grundplatte der Kontakte und verdreht die Grundplatte so, dass in dieser Kolbenstellung der hintere Kontakt (vorwärts) gerade öffnet. Hierzu klemmt man eine Prüflampe zwischen Kontakt (schwarzes Kabel) und Masse. Die Lampe muss beim Öffnen des Kontaktes gerade aufleuchten.
    3. Die 2 Schrauben festziehen und durch vor- und zurückschieben überprüfen ob die Einstellung passt. Durch Festziehen der Grundplatte verstellt sich die Einstellung schon mal gerne. Sollte es nicht passen noch mal bei 3.a beginnen.
  4. Als Letztes kommt die Einstellung des Rückwärtskontaktes an die Reihe. Hier haben wir nur die eine Möglichkeit durch den Kontaktabstand 0,4 - 0,5 mm den Zündzeitpunkt einzustellen. Wenn der Abstand richtig eingestellt wurde, ist meist keine weitere Einstellung mehr nötig.
    Die einzige Schraube die wir hierzu lösen dürften, ist die Schraube direkt am Rückwärtskontakt.
Allgemeine Hinweise:
  1. Durch den Kontaktabstand wird der Schließwinkel eingestellt. Das bedeutet das Aufladen der Zündspule zwischen zwei Zündungen.
  2. Durch Verdrehen der Grundplatte wird der Zündzeitpunkt festgelegt, an dem das Gemisch gezündet wird. Grundsätzlich bedeutet, dass bei mehr Frühzündung der Motor etwas höher dreht, hat dafür aber im unteren Bereich weniger Leistung. D.h. er springt schlechter an und wird auch heißer.
  3. Da es Siba- und Bosch-Motoren gibt, kann es vorkommen, dass in einem Siba-Motor Bosch-Kontakte eingebaut sind. Das ist technisch möglich, aber dann kann es vorkommen, dass die Langlöcher zum Verdrehen der Grundplatte zur richtigen Einstellung des Zündzeitpunktes nicht ausreichen. Dann muss man die Langlöcher nachfeilen.
    Bosch-Kontaktplatten erkennt man daran, dass beide Kontakte nach oben zeigen.
  4. Wie überprüft man schnell die Verkabelung der Zündung?
    Ganz einfach. Man dreht den Motor so, dass der Nocken den Vorwärtskontakt maximal geöffnet hat. Jetzt dreht man den Zündschlüssel in Vorwärtsfahrt (ohne zu Starten!) und klemmt die Prüflampe zwischen Kontakt (schwarz) und Masse.
    Die Birne muss jetzt leuchten, ansonsten stimmt etwas mit der Verkabelung, Klemmbrett, Umschalter oder Zündspule nicht!
    Das rote Kabel für Rückwärtslauf hat nur Spannung bei eingedrücktem Zündschlüssel!
  5. Der Filz an der Grundplatte hat die Aufgabe für ausreichende Schmierung des Nockens und damit des Pertinaxplättchens zu sorgen. Die richtige Schmierung mit Heißlagerfett verlängert die Lebensdauer der Kontakte und der Kurbelwelle.